Magische Momente

„Kommt, kommt, meine Freunde, kommt, ich will euch eine Geschichte erzählen.“ Diese Worte locken die Wald- und Wiesenbewohner in die Bibliothek der Dämmerung, wo die Erzählerin der Nacht beginnt, eine Geschichte zu spinnen.
Mit ihren Illustrationen verleiht Miren Asiain Lora der magischen Erzählung von Carmen Oliver eine verträumte Atmosphäre. Wir haben mit ihr über das neue Buch und ihren Arbeitsprozess gesprochen.

Was ist dein liebstes Arbeitsmittel?

Miren: Ich probiere sehr gern verschiedene Techniken aus und mische sie. Mit Gouachefarben arbeite ich am liebsten und auch am häufigsten. Es ist ein sehr vielseitiges Material, und deshalb kann ich auch nie genug davon bekommen. Aber für Die Erzählerin der Nacht habe ich vor allem flüssige Aquarellfarben verwendet – manchmal kombiniert mit Gouachefarben und Pastellstiften. Die hatte ich vorher noch nie für eine „offizielle“ Arbeit verwendet und das war eine großartige Entdeckung und Erfahrung für mich.

Wie sah die Arbeit an Die Erzählerin der Nacht aus?

Für dieses Buch habe ich viel experimentiert. Ich habe viele, sehr viele Entwürfe gemacht, weil ich unbedingt etwas Neues entdecken wollte. Eine magische Atmosphäre, die mich selbst überraschen würde und in der ich mich verlieren und das finden könnte, was ich zuvor noch nicht kannte.

Was kommt zuerst: das Detail oder das große Bild?

Das Erste ist für mich immer das Gefühl, die Intuition, wie die Szenerie und die Atmosphäre werden sollen. Ich beginne mit Skizzen und stelle Bilder und Fotografien von Dingen zusammen, die ich mit dem Projekt verbinde. So schaffe ich nach und nach einen Teppich aus dem ganzen Bildmaterial.

Wenn dann ein paar Skizzen fertig sind, brauche ich immer eine fertige Illustration, ganz gleich, welche. Sie kann vom Anfang oder auch vom Schluss der Geschichte sein, aber ich muss mir einfach sicher sein, dass das Buch in diese Richtung gehen wird. Hier war die entscheidende Illustration, die zum Text „Raupen und Käfer kriechen und krabbeln über den Waldboden“. Nach ganz vielen Entwürfen und Versionen und als wirklich klar war, dass mich das Bild überzeugt, begann die Magie des Buchs.

Die Farbpalette für Die Erzählerin der Nacht ist faszinierend. Wie hast du die Farbtöne und Kombinationen ausgewählt, die sich durch das Buch ziehen?

Ich hatte schon lange Lust, die paar Fläschchen flüssiger Aquarellfarbe zu verwenden, die in meinem Studio langsam einstaubten. Als ich die Geschichte von Carmen Oliver las, wurde mir klar, dass der Augenblick gekommen war. Die Erzählerin der Nacht hat bei mir ein Licht hervorgerufen, in dem es helle Töne gab, Rosa und Orange. Aber gleichzeitig durfte auch die Dunkelheit der Nacht nicht fehlen.

Deine Malereien sind sehr atmosphärisch. Was inspiriert dich?

Ich denke, das, was man macht, hat viel mit dem zu tun, wer wir sind oder wie wir die Welt sehen. Ich bin ein sehr aufmerksamer Mensch und einfach nur die Landschaft zu betrachten oder aus dem Fenster zu schauen, ist ein unglaubliches Vergnügen für mich. Andererseits fühle ich mich, wenn ich die Welt betrachte, immer klein. Und vor Kurzem habe ich entdeckt, dass ich alles nostalgisch betrachte, mit einem Gefühl, als ob es bald enden würde.

Ich wollte mich verlieren,

um neue Orte zu entdecken.

Miren Asiain Lora

Was hoffst du, dass Kinder in deinen Bildern entdecken?

Ich habe lieber keine Erwartungen. Aber es würde mich sehr freuen, wenn sie dorthin fliegen könnten, wohin ich geflogen bin, als ich die Bilder geschaffen habe.

Was hast du am meisten an der Arbeit an diesem Buch genossen?

Ich habe den ganzen Prozess dieses Projekts sehr genossen, weil ich mich voll auf etwas Neues eingelassen habe. Das war auch von Anfang an meine Absicht. Seien es die Bilder, die flüssigen Aquarellfarben, die Pastellstifte oder auch die Farbpalette – alles war neu für mich und deshalb war der Prozess von Anfang bis Ende ein einziges Lernen und eine Herausforderung. Ich wollte mich verlieren, um neue Orte zu entdecken.

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