Elena in New York – Teil 1

© Ashley Brian

Unsere Programmleiterin Elena Rittinghausen verbringt die nächsten Monate in New York. Auf unserem Blog berichtet sie von ihren ersten Tagen in den USA.

Das Jahr 2023 hat für mich ganz gewöhnlich begonnen: mit Feuerwerk und Prosecco. Doch dann ging es ganz und gar ungewöhnlich weiter. Am 1. Januar stieg ich in Zürich in den Flieger nach New York. Dort werde ich vier Monate verbringen, um die amerikanische Bilderbuch-Szene kennenzulernen. Mein erster field trip führte mich in die Morgan Library in Manhattan. 

Das Haus zwischen den Wolkenkratzern

The Morgan Library and Museum befindet sich in Midtown Manhattan. Zwischen den schwindelerregenden Wolkenkratzern wirkt das Gebäude fast bescheiden, innen ist es dafür umso prunkvoller gestaltet. Die gewölbte Decke ist bemalt wie in einer Kirche. 

Die Morgan Library in Manhattan

Der Unternehmer und Bankier J. P. Morgan (1837-1913) war ein großer Sammler von besonderen Büchern. Für seine seltenen Erstausgaben, Handschriften und schön ausgestatteten Bibeln ließ er diese private Bibliothek errichten. In Leder gebundene Gesamtausgaben literarischer Größen reihen sich dort aneinander. Übrigens nicht nur in englischer und lateinischer Sprache: J. P. Morgen las durch Aufenthalte in Europa auch Französisch und Deutsch. Er suchte die Bücher allerdings nicht selbst aus. Dafür hatte er eine Bibliothekarin angestellt, Belle da Costa Greene, ihrerseits eine interessante Persönlichkeit. 

Sail away

Neben der Bibliothek gibt es im Morgan wechselnde Ausstellungen zu sehen. Besonders gespannt war ich auf die Ausstellung Sail Away zu Ashley Bryan und Langston Hughes. Die beiden afro-amerikanischen Künstler verband über viele Jahre eine enge Zusammenarbeit. Bryan, der letztes Jahr im Alter von 99 Jahren starb, illustrierte zahlreiche Gedichte von Hughes in seinem charakteristischen Stil. 

Ashley Bryans Originale sind auch deshalb interessant, weil seine Collage-Technik darauf gut erkennbar ist. Er schnitt Formen aus farbigem Papier aus und klebte sie übereinander. So entstanden farbenfrohe, multidimensionale Bilder. Sogar den Text hat Bryan auf einem transparenten Fähnchen platziert. 

Ashley Bryan wurde 1923 in der New Yorker Bronx geboren. In seiner Schule gab es keine Trennung von Weißen und Schwarzen Kindern. Erst als er von der Kunstschule in die Armee berufen wurde, erfuhr Bryan die Segregation am eigenen Leib:

While I had experienced prejudice in my lifetime growing up in the north, I had never experienced segregation before. And now, as a Black Soldier, I found myself facing unequal treatment in a war that Blacks hoped would lead our nation closer to its professed goal of equal treatment for all. (Ashley Bryan: Infinite Hope – A Black Artist’s Journey from World War II to Peace, Seite 4)

Das Werk von Ashley Bryan wie auch die Texte von Langston Hughes sind von Diskriminierungserfahrungen geprägt, gleichzeitig feiern sie Schwarzes Leben und Schwarze Kreativität. Die Ausstellung war ein idealer Einstieg in das Thema Diversität im Bilderbuch, das mich auch in den kommenden Wochen beschäftigen wird.

Im Museumsshop wartete dann ein alter Bekannter auf mich: Der Regenbogenfisch hat den Sprung über den Atlantik schon vor rund 30 Jahren gewagt. Schön, dass er hier in so guter Gesellschaft glitzert!

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