Ein Schulterblick in die Grafik

Theresa Gamper und Pascal Birchler bilden unser Grafik-Team bei NordSüd. Dabei ist Theresa für die Gestaltung der Bilderbücher und Pascal für die der Werbemittel zuständig. Was treibt sie an? Was zeichnet den Beruf Grafiker:in in der Kinderbuchbranche aus? Wir haben die beiden gefragt.

Liebe Theresa, lieber Pascal: Was ist eigentlich genau euer Job?

Pascal: Wir vermitteln Informationen visuell so, dass unsere Zielgruppe sie versteht.

Theresa: Wir fügen Text und Bild zu einem visuellen Ganzen zusammen. Bei NordSüd bin ich für die Buchgestaltung zuständig. Ich führe Text und Illustration zusammen, wähle Schriften aus und platziere unser Logo und alle anderen gestalterischen Bestandteile unserer Bilderbücher. Auch die Haptik spielt eine große Rolle: Gemeinsam mit dem Lektorat erarbeite ich, mit welcher Ausstattung ein Buch produziert werden soll. Das beinhaltet beispielsweise die Papierwahl und Veredelungen wie Lack, Prägung oder Sonderfarben. Aber es bringt natürlich nichts, schöne Bücher nur zu gestalten – sie müssen auch sichtbar gemacht werden. Und da kommt Pascal ins Spiel.

Pascal: Genau, ich bin für die Werbemittel und Präsentationsunterlagen zuständig. Das heißt, bei einem Buchtitel, den man ganz bestimmt positionieren möchte, kommen Werbemittel ins Spiel. Darunter fallen zum Beispiel Poster, Inserate, Banner für die Webseite oder unsere Vorschau. Diese Werbemittel werden zusammen mit einem schlüssigen Konzept vorab von unserer Geschäftsführerin und Marketingleiterin Nina Grünberger festgelegt.

Außerdem gehört bei mir auch die Produktionsabwicklung von Werbemitteln dazu: Angebote einholen, Kosten vergleichen und Terminpläne koordinieren. Das ist eine schöne Abwechslung zu den kreativen Aufgaben.

Euer bisher schönster Moment bei NordSüd? 

Theresa: Klare Highlights sind immer das Kennenlernen unserer Künstler:innen. Als erstes fällt mir spontan das Käse-Fondue mit Jon Klassen und Mac Barnett bei uns im Verlag ein. Aus Grafikperspektive war definitiv meine Arbeit an Ludwig und das Nashorn ein Highlight. Das war mein erstes Buchprojekt mit relativ aufwändiger Gestaltung und es wurde dann sogar als eines der Schönsten Deutschen Bücher ausgezeichnet. Ein etwas jüngeres Highlight war die Entwicklung unseres BilderBuchBanden-Logos – das war mal wieder ein ganz anderer Arbeitsprozess als die Buchgestaltung.

Pascal: Mein Highlight war das 10 Jahre Mäuseabenteuer-Jubiläum und das Aktionspaket, das ich dafür erstellt habe. Dabei haben wir fünf Mäuse-Pappaufsteller konzipiert, ein Wendeposter sowie ein Schaufenster-Kleber gestaltet. Das i-Tüpfelchen waren dann später die vielen Fotos der Buchhandlungen, die uns gezeigt haben, wie die Materialien in ihren Schaufenstern eingesetzt wurden.

Theresa: Insgesamt ist es einfach immer ein besonderer Moment, wenn man lange am Computer an etwas tüftelt und es dann irgendwann fertig produziert in der Hand hält. Das ist das Schöne an Print-Grafik!

Wir machen Bilderbücher, weil sie auf eine vielschichtige und spannende Art Geschichten erzählen – Text immer im Zusammenspiel mit Illustration. Und dafür braucht man Wertschätzung und Leidenschaft.

Theresa Gamper

Und euer größtes Missgeschick?

Theresa: Definitiv ein Postkarten-Set: Die Papierwahl war ein langwieriger Prozess, und schlussendlich hatten wir ein Papier, bei dem der Text verschmierte, sobald man mit einer Füllfeder darauf schrieb. Und das ist natürlich nicht die Idee einer Postkarte.

Pascal: Da muss ich nicht lange überlegen. Bei mir ist es der goldene Sticker für das Mäuseabenteuerjubiläum. Er wurde fälschlicherweise als permanent klebender Sticker produziert, was heißt: man kann ihn nicht vom Buchcover lösen. Darum haben wir nochmal neue Sticker produzieren lassen. Die alten nutzen wir jetzt intern zum Verschönern von Päckchen und Briefen.

So arbeiten Theresa und Pascal bei NordSüd

Was treibt euch in eurem Beruf an? 

Theresa: Grafik Design ist ein kreativer und abwechslungsreicher Beruf. Besonders bei uns im Bilderbuchverlag, weil unser Arbeitsmaterial, die Illustrationen, so vielfältig und künstlerisch sind. Was mir außerdem Freude macht, ist unser Team: Man kommt morgens ins Büro und weiß, man arbeitet mit guten Leuten zusammen, die für das Bilderbuch brennen.

Pascal: Mich treibt die Idee an, ein Buch mit dem passenden Werbemittel ins beste Licht zu rücken. Ich sehe bei meiner Tochter, dass das Medium Bilderbuch an sich die Fantasie anregt, um eigene Geschichten erzählen zu wollen. Das ist natürlich auch eine schöne Motivation.

Theresa: Unser Beruf ist relativ zugänglich: Schriften und Farben auswählen kann ja theoretisch jede:r. Das treibt mich an, meine Arbeit gut zu machen und so den Unterschied zwischen sehr guter und weniger guter Grafik erfahrbar zu machen. Und sei es in relativ unsichtbaren Details – wie zum Beispiel einem angenehm lesbaren Zeilenumbruch.

Es ist toll, jemanden in seinem Team zu haben, der seinen Job auch so cool findet wie man selbst.

Theresa Gamper

Gibt es einen Trend in der Gestaltung von Kinderbüchern, der euch gefällt?

Theresa: Ich mag, dass derzeit viel ungestrichenes Papier verwendet wird. Zum Verständnis: Bei ungestrichenem Papier sind die Papierfasern offen. Gestrichenes Papier hingegen ist dünn mit Leim beschichtet, als Schutz vor Abnutzung und Schmutz und um die Brillanz von Bildern zu erhöhen. Ungestrichenes Papier empfinde ich persönlich als haptisch interessanter. Dieser Trend scheint mir zudem auch darin begründet, dass ungestrichenes Papier natürlicher und nachhaltiger wirkt.  

Auch in der Typografie gibt es Trends. Die sind für die Kinderbuchgestaltung aber mit Vorsicht zu genießen, da unsere Produkte ja idealerweise Jahrzehnte überdauern sollen. 

Pascal: Ich sehe den Trend rund um Graphic Novels recht positiv. Kinder die gerade anfangen zu lesen, bekommen mit ihnen einen einfacheren Zugang zur Geschichte.

Ein Blick in die Grafikabteilung

Theresa arbeitet mittlerweile seit über fünf Jahren bei NordSüd. Pascal, du verstärkst das Team seit Dezember 2023. Heißt, ihr arbeitet schon eine Weile gemeinsam im Team. Was schätzt ihr am anderen besonders?

Pascal: Theresa hat ein so fröhliches Wesen! Sie ist einfach eine Gute-Laune-Person. Ich staune immer wieder, wie viele Projekte und Geschichten sie von NordSüd kennt. Ein wandelndes Lexikon! Und ich schätze ihre Offenheit, das ist die beste Voraussetzung, um zusammen zu arbeiten.

Theresa: Was ich an Pascal schätze, ist seine pragmatische Arbeitsweise. Wir schaffen es wirklich gut, selbstständig an den eigenen Aufgaben zu arbeiten und gleichzeitig einen guten Austausch zu behalten. Es ist toll, jemanden in seinem Team zu haben, der seinen Job auch so cool findet wie man selbst.

Welche Eigenschaft sollte man mitbringen, wenn man in der Kinderbuchbranche arbeitet?

Pascal: Ich glaube, man muss offen sein und Freude an Geschichten haben. Und eine gewisse Bandbreite an Illustrationen schätzen.

Theresa: Es braucht Freude am Medium Bilderbuch. Man soll das volle Potential einer Geschichte erstens erkennen und zweitens auch entfalten wollen. Wir machen Bilderbücher, weil sie auf eine vielschichtige und spannende Art Geschichten erzählen – Text immer im Zusammenspiel mit Illustration. Und dafür braucht man Wertschätzung und Leidenschaft.

Wenn ihr heute keine Grafiker:innen wärt, was wärt ihr dann?

Theresa: Am liebsten hätte ich dann einen Job, bei dem ich nicht so viel am Computer sitze! Vielleicht einen, bei dem man sehr detailverliebt arbeiten kann oder einen, mit dem man Menschen zum Lachen bringt – das mache ich beides gern. In meiner Jugend hatte ich so einige Ideen, wie zum Beispiel Synchronsprecherin, Kabarettistin oder Restaurateurin. 

Pascal: Ich wäre fast Schriften- und Reklamegestalter geworden. Aber wenn es auch etwas anderes sein darf, außerhalb der Branche – dann vielleicht Alphirt oder Lokführer.

Mit welchen Menschen, egal ob tot oder lebendig, würdet ihr gerne einmal essen gehen?

Theresa: Über die Frage könnte ich lange nachdenken. Teenie-Theresa hätte auf jeden Fall Emma Watson gesagt. Kürzlich war ich auf einem Konzert von Zaho de Sagazan. Ein Essen mit ihr würde mir schon ziemlich Freude machen.

Pascal: Ich würde gerne mal mit Sophie Hunger und Pierre-Auguste Renoir essen gehen. Sophie Hunger ist eine unglaubliche Geschichtenerzählerin und Sängerin. Und Pierre-Auguste Renoir würde ich gerne über die Schultern schauen, wie er das Licht im Freien auf die Leinwand zaubert.

Danke für das Gespräch!

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