Weihnachtsklassiker bei NordSüd – eine Zeitreise mit 10 Buchtipps
Weihnachtsbücher sind ein fester Bestandteil unserer Programmplanung. Manche Titel sind seit mehreren Jahrzehnten lieferbar und werden regelmäßig nachgedruckt. Herwig Bitsche hat im Verlagsarchiv gestöbert und zehn Weihnachtsklassiker gefunden, die er hier kurz vorstellt.
Ich habe mich gefragt, wie alles angefangen hat? Welches das erste Weihnachtsbuch im NordSüd Verlag war, und warum gerade in den achtziger Jahren so viele Titel erschienen sind, die noch heute zu den erfolgreichsten Büchern des Programms zählen. Kommt mit auf eine kleine Zeitreise mit den Weihnachtsbüchern im NordSüd Verlag.
1. Drei Könige
Das früheste Weihnachtsbuch, das ich im Archiv gefunden habe, stammt aus dem Jahr 1972 und heißt: Drei Könige – Eine Weihnachtslegende. Geschrieben hat es der damalige Lektor des Verlags, Kurt Baumann. Er hat für den Verlag eine ganze Reihe von Geschichten geschrieben und mit den unterschiedlichsten Künstlern zusammengearbeitet. «Drei Könige» ist nicht die biblische Geschichte der Heiligen Drei Könige, sondern eine Art Sage aus dem Norden, in der drei Könige sich zufällig treffen: Ein König der Lautenspieler, ein König der Bettler und ein richtiger König. Gemeinsam finden sie ein Kind, das in einem Stall auf die Welt gekommen ist. Der König, entsetzt über die Armut, die unter seiner Herrschaft besteht, nimmt die Familie in seine Obhut und gelobt, ein besserer Herrscher zu werden. Josef Palecek, der große Bilderbuchkünstler aus Prag, hat diese Geschichte mit kraftvoll dunklen Bildern ausgestaltet. Ein eindrückliches Buch, das leider seit vielen Jahren vergriffen ist.
2. Die Weihnachtsgeschichte
Erst zehn Jahre später kam eine weitere Weihnachtsgeschichte hinzu: Die Weihnachtsgeschichte (1982) nach Lukas 2, 1–20, in der Übersetzung von Franz Eugen Schlachter (1859–1911). Was zu Schlachters Zeiten «volksnah» und «kindgerecht» empfunden worden ist, mag heute etwas überladen wirken. Dagegen sind die Bilder von Bernadette von geradezu zeitloser Schönheit. Nach diesem ersten Weihnachtsbuch von Bernadette sind im Laufe der Jahre so viele weitere Titel erschienen, dass wir im Jubiläumsjahr 2021 einen ganzen Sammelband mit ihren Weihnachts- und Wintergeschichten füllen konnten.
3. Die Herberge zu Bethlehem
Ab 1983 hat man bereits den Reihentitel «Ein NordSüd Weihnachtsbuch» für diese Bücher verwendet und jedes Jahr eine Künstlerin oder einen Künstler beauftragt, eine Weihnachtsgeschichte zu illustrieren. Józef Wilkon, der zwei Jahre zuvor sein erstes Buch im Verlag veröffentlichte, illustrierte 1983 Die Herberge zu Bethlehem. Józef Wilkon gelingt es, den Lukas-Stoff lebensnah zu erzählen. So wird aus dem abweisenden ein fürsorglicher Herbergsvater, dem die heillos überfüllte Herberge kein geeigneter Platz für eine Hochschwangere erscheint. Und noch etwas hat meine ganze Bewunderung: Wilkons Spiel mit Licht und Schatten kommt hier meisterhaft zur Anwendung. Seit 2013 ist diese Ausgabe wieder lieferbar.
4. Die vier Lichter des Hirten Simon
Im Jahr 1986 begann die Zusammenarbeit mit Marcus Pfister. Im Frühjahr erschien sein erstes Buch «Die müde Eule» und noch im selben Jahr wurde ihm die Illustration von Die vier Lichter des Hirten Simon, nach einer Geschichte von Gerda Maria Scheidl, übergeben. Vier Lichter weisen dem jungen Hirten Simon nicht nur den Weg zu seinem verlorenen Lämmchen, sie verhelfen ihm auch zu neuen Erkenntnissen. Ich habe mal gehört, dass Marcus Pfister kurzfristig eingesprungen ist, damit 1986 eine neue Weihnachtsgeschichte erscheinen konnte. Auf jeden Fall wurde das Buch sein erster Bestseller, und es ist bis heute das vermutlich erfolgreichste Weihnachtsbuch der Verlagsgeschichte.
5. Wach auf Siebenschläfer, Sankt Nikolaus ist da
Die Luzerner Illustratorin Eleonore Schmid hat ab Mitte der siebziger Jahre etliche Bilderbücher bei NordSüd veröffentlicht. Alle sind inzwischen vergriffen, mit einer Ausnahme: Wach auf Siebenschläfer, Sankt Nikolaus ist da. Das Glisglis beginnt im Herbst seinen Winterschlaf und wacht erst im Frühling wieder auf. Dabei möchte es so gern einmal den Sankt Nikolaus sehen! Dieses Jahr helfen ihm die Tiere und es sieht staunend die verschneite Welt und trifft auch den Nikolaus. Letztes Jahr haben wir die schweizerdeutsche Ausgabe Stand uf, Sibeschlööfer, da Samichlaus isch da!, übersetzt von Regina Kuster Reich, wieder aufgelegt. Und sie war auf Anhieb ein Hit. Weitere Mundartfassungen sind in Planung.
6. Der Sternenbaum
Der Sternenbaum (1997) von Gisela Cölle ist ein weiterer Bilderbuchklassiker, der an alte Bräuche erinnert. Ein alter Mann erinnert sich daran, wie er als Kind mit seinen Geschwistern Sterne aus Goldpapier gebastelt hat. Als in der großen Stadt am Heiligabend die Lichter ausgehen, erhellen seine funkelnden Sterne die Nacht und erfreuen ihre Bewohner. Nach einem zaghaften Versuch, es als kleines Bilderbuch wieder aufleben zu lassen, haben wir es nun endlich wieder als großes Bilderbuch im Programm.
7. Lumina
Von Brigitte Weninger stammt das berührende Wintermärchen Lumina (1997). Ein Mädchen sucht in einer eisigen Winternacht einen Platz um sich auszuruhen. Es verirrt sich im Wald und verliert auch noch das Licht ihrer Laterne. Ein Junge findet sie und bringt sie zu seinem Hof. Julie Wintz-Litty hat diese Geschichte mit stimmungsvollen Bildern inszeniert, in denen der Schein der Laterne fast spürbar zum rettenden Anker wird.
8. Ein Weihnachtsmärchen
Wer kennt ihn nicht? Scrooge, den alten Geizkragen, der Weihnachten hasst, weil ihm ein Geschäft entgehen könnte und den erst der Besuch von drei Geistern von seinen finsteren Gedanken befreien kann. Charles Dickens hat mit dieser Erzählung die Mutter aller Weihnachtsgeschichten geschrieben. Mit den Illustrationen von Lisbeth Zwerger wird diese Klassikerausgabe zu einem Vergnügen für Augen und Ohren. Erstmals 1998 im Neugebauer Verlag bei NordSüd erschienen, hat Lisbeth Zwerger für diese Neuausgabe von 2021 einige neue Illustrationen und Vignetten beigesteuert.
9. Engel, Hase, Bommelmütze
Mit diesen 24 Adventsgeschichten vergeht die Zeit bis zum Weihnachtsfest wie im Fluge. Diese Erkenntnis erlangen auch der Hase und der Engel mit der Bommelmütze in der Rahmenhandlung, die Brigitte Weninger geschaffen hat. Die Geschichten stammen von namhaften Künstlern wie Max Bolliger, Sonja Bougaeva, Miriam Cordes, Géraldine Elschner, Bruno Hächler, Alexandra Junge, Birte Müller, Gerda Marie Scheidl, Eve Tharlet u. v. a. 2002 mit wattierten Buchdeckeln ausgestattet, wirkte das Buch in den 10er-Jahren ein wenig aus der Zeit gefallen. Mit einem sanften Redesign erschien es 2017 in neuem Glanz und fand nahtlos wieder eine Menge begeisteter Leserinnen und Leser. Ein unverwüstlicher Begleiter durch den Advent.
10. Die kleine Glocke, die nicht läuten wollte
Als jüngstes Beispiel unserer Weihnachtstitel möchte ich euch noch Die kleine Glocke, die nicht läuten wollte (2019) empfehlen. Heike Conradi hat darin ein Thema angeschlagen, das ihr als Musikpädagogin wohl sehr nahe steht. Drei Glocken üben tüchtig für die bevorstehenden Feiertage. Nur die kleinste Glocke bringt keinen Ton heraus. Woran kann das nur liegen? Die kluge Krähe hat eine Idee und als am Heiligen Abend die Worte «Friede auf Erden» erklingen, ist die kleine Glocke nicht mehr zu halten. Maja Dusíková hat diese Geschichte mit warmherzige Bildern illustriert. Obwohl noch jung an Jahren scheint dieses Buch auf dem besten Weg zu sein, ein NordSüd-Weihnachtsklassiker zu werden.
Die aufgezählten Titel sind ein kleiner Überblick über weihnachtliche Bilderbücher, die im Laufe der Jahrzehnte bei uns erschienen sind. Auch bekannte Bilderbuchhelden, wie der Regenbogenfisch, Lars der kleine Eisbär und Pauli haben Weihnachten im Bilderbuch gefeiert. Weitere lieferbare Weihnachtsbücher findet ihr auf unserer Webseite. Ich wünsche euch frohe Festtage!